Es gibt diese Geschichten, bei denen du im Nachhinein denkst:
„Was hätte mein Leben für eine Wendung genommen, wenn ich das wirklich durchgezogen hätte?“
Das hier ist so eine Geschichte.
Ich war 17.
Schulabschluss in der Tasche.
Und: keine Ahnung, wo’s hingehen soll.
Ich mochte Computer, Grafiken, Farben, Gestaltung.
Irgendwie war da was in mir, das gern kreiert hat – aber es war so diffus, so ungreifbar.
Und damals hat mir niemand gesagt:
„Hey, du darfst auch kreativ UND beruflich erfolgreich sein.“

Berufsfindung als junge Frau – und warum Serien manchmal Ideengeber sind
Was ich aber wusste: Ich liebte die Gilmore Girls. Besonders Lorelai. Und besonders ihr Dragonfly Inn.
Dieses kleine Hotel. Diese Mischung aus warm, charmant, chaotisch, lebendig. Menschen willkommen heißen, eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, ein Ort mit Herz – das hat mich berührt. Und auch, dass Lorelai sich das aufgebaut hat. Gegen alle Widerstände. Selbstständig. Frei. Mutig.
Und plötzlich dachte ich:
„Vielleicht ist genau das mein Weg. Ich mach was mit Hotellerie.“
Eine Bewerbung nach Baden-Baden – und eine Woche, die ich nie vergesse
Also schrieb ich eine Bewerbung an ein bekanntes Hotelunternehmen in Baden-Baden. Und – Überraschung! – ich wurde zum Probearbeiten eingeladen. Eine ganze Woche.
Ich war aufgeregt bis in die Haarspitzen. Neue Umgebung, fremde Menschen, und ich mittendrin – mit viel Neugier, aber auch viel Unsicherheit.
Ich war eingeteilt für den Empfang und die Theke. Eine Mitarbeiterin kümmerte sich um mich, manchmal auch ein älterer Herr. Aber der Rest? War einfach mit sich selbst beschäftigt. Ich stand oft da, fühlte mich verloren. Niemand erklärte viel. Und wenn, dann nur kurz. Ich war da – aber nicht wirklich gesehen.
Was mich wirklich abgeschreckt hat
Was mich aber am allermeisten erschreckt hat, war etwas anderes: Der Umgang der männlichen Mitarbeiter mit den Frauen. Sexistische Sprüche. Mobbingartige Witze. Ständige Kommentare.
Ich weiß noch, wie ich daneben stand und dachte:
„Ist das normal? Muss man das aushalten?“
Es war nicht mehr „nur Spaß“. Es war respektlos. Und eklig. Ich spürte körperlich, wie mein Bauch sich zusammenzog. Das war nicht mein Ort. Das hatte ich in der Schule jahrelang mitmachen müssen. Nein, das wollte ich nicht.
Nach dieser Woche sollte ich nochmal für drei Tage kommen – ich war in der engeren Auswahl. Aber ich bin einfach nicht hingegangen. Keine Erklärung, kein Anruf, kein „vielleicht wird’s ja besser“. Ich wusste:
Wenn das der Preis ist – dann nein.
Das Thema lag erstmal auf Eis
Danach war erstmal Leere. Keine Hotelfachfrau. Aber auch kein klarer Plan. Ich fühlte mich ein bisschen wie auf „Pause“ – und gleichzeitig wie im Suchlauf. Irgendwie ist der Traum noch immer da. Aber gleichzeitig wird es wohl nur ein Traum bleiben. Denn so, wie ich es mir vorstelle, wird es in der Realität wohl niemals sein.
Es dauerte eine Weile. Aber dann kam ein neuer Ort. Und ein neues Ziel.
Berlin. Neustart. Und der Weg zur Grafikdesignerin
Ich zog nach Berlin, machte dort meine mittlere Reife nach – und irgendwann kam der Gedanke wieder hoch:
„Du magst doch Gestaltung. Grafik. Farbe. Digitales. Warum eigentlich nicht DAS?“
Diesmal habe ich nicht gezögert. Ich startete meine Ausbildung zur Grafikdesignerin.
Und plötzlich war ich da, wo ich hingehörte. In einer Welt voller Gestaltungsspielraum. Mit Menschen, die dieselbe Leidenschaft hatten. Mit Software, Farben, Formen – und so vielen Möglichkeiten, mich auszudrücken.
Und nebenbei traf ich die Liebe meines Lebens.
Heute denke ich manchmal: Krass, wie knapp das war
Was wäre passiert, wenn ich die Hotelausbildung gemacht hätte? Wäre ich geblieben? Wäre ich unglücklich geworden? Oder hätte ich später doch noch den Absprung geschafft?
Ich weiß es nicht. Aber ich weiß eins:
Ich bin froh, dass ich damals hingeschaut habe.
Dass ich nicht durchgezogen habe, obwohl es „vernünftig“ gewesen wäre. Dass ich meinem Gefühl vertraut habe – auch wenn ich noch keinen Alternativplan hatte.
Was du vielleicht daraus mitnimmst (wenn du gerade suchst)
Wenn du dich gerade orientierst – beruflich, persönlich, oder einfach nur innerlich – dann möchte ich dir sagen:
* Du musst nicht sofort wissen, was du willst.
* Du darfst Umwege machen – manche führen dich genau dorthin, wo du hingehörst.
* Du darfst Nein sagen, wenn etwas sich falsch anfühlt – auch ohne fertigen Plan B.
Berufsfindung als junge Frau ist nicht immer logisch. Sie ist nicht immer linear. Und manchmal zeigt dir eine Bauchreaktion mehr als jede Bewerbungshilfe oder Zukunftsplanung.
Fazit: Mein Warum begann mit einem „Nein“
Ich habe mit 17 nicht gewusst, wo mein Platz ist. Aber ich habe gespürt, wo er nicht ist. Heute darf ich gestalten. Ich arbeite mit Frauen, die sich online zeigen wollen, ohne sich zu verbiegen. Ich kreiere Websites, die klar sind. Ehrlich. Und leise stark. Und ich weiß:
Mein Weg war nie gerade. Aber er ist meiner.
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- Ich bin Sabine – und das hier ist kein klassisches „Über mich“. (Aber du wirst dich trotzdem wiederfinden.)
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Möchtest du wissen, wie ich vom Grafikdesign zum Webdesign kam?
Häufige Fragen
1. Muss ich mit 17 schon wissen, was ich beruflich machen will?
Nein. Punkt.
Du darfst Zeit brauchen.
Die wenigsten haben mit 17 einen glasklaren Lebensplan – und selbst wenn: der darf sich ändern. Berufsfindung ist ein Prozess, kein Wettbewerb.
2. Wie erkenne ich, ob ein Beruf wirklich zu mir passt?
Achte nicht nur auf das, was auf dem Papier gut klingt – sondern wie du dich in echten Situationen fühlst: Bist du neugierig? Wirst du klein oder groß in der Rolle?
Und ganz ehrlich: Wenn du dich unwohl oder übergangen fühlst – auch das ist eine wertvolle Antwort.
3. Ist ein Abbruch oder ein Nein ein Zeichen von Schwäche?
Ganz im Gegenteil.
Nein sagen zeigt, dass du dich ernst nimmst.
Es braucht Mut, aus einer Richtung auszusteigen, ohne zu wissen, was danach kommt. Aber oft liegt genau darin der Weg zu deinem eigentlichen Ziel.
4. Ich habe mehrere Interessen – wie entscheide ich mich?
Du musst dich nicht einengen.
Du darfst ausprobieren, kombinieren, umdenken.
Manche Wege ergeben erst Sinn, wenn man sie geht. Wichtiger als „die perfekte Wahl“ ist, dass du überhaupt losgehst – mit Kopf, Herz und offenen Augen.
5. Was, wenn ich das Gefühl habe, schon jetzt "zu spät dran" zu sein?
Dann brauchst du einen Reality-Check, keine Selbstverurteilung.
Du bist nicht zu spät. Du bist unterwegs.
Berufsfindung als junge Frau ist kein linearer Pfad – es ist ein Weg mit Umwegen, Schleifen, und manchmal auch Richtungswechseln. Alles daran ist okay.
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